Trauma Bonding - Wie du es erkennst und dich daraus befreist

Elif Yilmaz

Hast du dich jemals so richtig in jemanden verliebt, dass es dir fast den Atem geraubt hat? Und plötzlich scheint es, als würdest du eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchleben – zwischen Glück, Leidenschaft, aber auch Zweifeln und Schmerzen? Ich kenne das gut, und weiß, wie verführerisch diese intensive Verbindung wirken kann. Aber was viele nicht wissen: Diese ständigen Höhen und Tiefen könnten Anzeichen von Trauma Bonding sein.

Was ist Trauma Bonding?

Trauma Bonding entsteht, wenn du dich in einer Beziehung befindest, die dich emotional auslaugt. Diese Beziehungen beginnen oft mit einer intensiven Verbindung – es fühlt sich wie Liebe an, vielleicht sogar wie Schicksal. Aber dann kommen die schwierigen Momente: Missbrauch, Manipulation oder immer wieder das Gefühl von Zurückweisung. Doch dann folgt wieder eine Phase der Zuneigung und Versöhnung, die dich glauben lässt, dass alles gut ist – und du bleibst. Es fühlt sich an, als würdest du in einem endlosen Kreis aus Liebe und Schmerz festhängen. Genau das ist das Trauma Bonding: Die Mischung aus Missbrauch und Fürsorge, die deinen Körper und deine Gedanken in einem ständigen Zustand von Spannung und Anziehung hält.

Die Bindungstypen und Trauma Bonding

Jeder von uns bringt ein anderes Bindungsverhalten in Beziehungen mit – und das beeinflusst, wie wir auf toxische Dynamiken reagieren.

Ängstlicher Bindungstyp: Wenn du eher ängstlich in Beziehungen bist, suchst du oft die Bestätigung deines Partners. Du hast große Angst vor Ablehnung und fühlst dich ohne Bestätigung oft unsicher. Diese Unsicherheit macht dich anfällig für Trauma Bonding, weil du in den wenigen „guten Phasen“ der Beziehung die Hoffnung findest, dass alles wieder gut wird. Das führt dazu, dass du trotz der schmerzhaften Erfahrungen an der Beziehung festhältst, weil du die Bestätigung und Nähe nicht loslassen möchtest.

Vermeidender Bindungstyp: Der vermeidende Bindungstyp neigt dazu, emotionale Nähe zu vermeiden. Doch auch sie sind nicht vor Trauma Bonding geschützt. In diesen Beziehungen ziehen sie sich zurück, wenn die Nähe zu intensiv wird und erleben dann extreme Schwankungen – die Rückzüge und das Zuneigungsbedürfnis. Das Trauma Bonding wird hier durch das ständige Hin und Her von Nähe und Distanz aufrechterhalten, was die emotionale Verwirrung noch verstärken kann.

Desorganisierter Bindungstyp: Dieser Bindungstyp hat oft in seiner Kindheit Erfahrungen gemacht, bei denen die Bezugspersonen gleichzeitig eine Quelle von Liebe und Angst waren. So eine Beziehung fühlt sich oft wie ein emotionales Chaos an. Desorganisierte Bindungen sind extrem anfällig für Trauma Bonding, weil sie keine klare Vorstellung davon haben, was eine sichere Beziehung ausmacht, und immer wieder in den Kreislauf von Missbrauch und Liebe geraten.

Trauma Bonding vs. echte Liebe: Der Unterschied

Hier kommt etwas ganz Wichtiges: Es gibt einen Unterschied zwischen dem „sofortigen Verliebtsein“ und einer echten, stabilen Beziehung. Wenn du dich plötzlich unglaublich stark zu jemandem hingezogen fühlst – aber dabei auch immer wieder schmerzhafte Momente erlebst – könnte es sich tatsächlich um Trauma Bonding handeln. Vielleicht hast du die anfängliche Verliebtheit und die Leidenschaft mit echter Liebe verwechselt, weil du diese extremen Gefühlszustände erlebst.

Echte Liebe, die auf einem sicheren Bindungsstil basiert, wächst langsam. Sie wird durch Vertrauen, Respekt und Kommunikation aufgebaut. Es gibt keine emotionalen Achterbahnfahrten, sondern eine kontinuierliche, stabile Verbindung, in der beide Partner sich gegenseitig respektieren und unterstützen. In einer gesunden Beziehung fühlst du dich sicher, akzeptiert und kannst du selbst bleiben, ohne ständig um Liebe und Bestätigung kämpfen zu müssen.

Wie du Trauma Bonding erkennst und damit umgehst

  1. Selbstreflexion: Wenn du das Gefühl hast, immer wieder in den gleichen toxischen Beziehungen zu landen, ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten und deine eigenen Muster zu erkennen. Trauma Bonding entsteht oft aus einer tiefen, unbewussten Sehnsucht nach etwas, das wir in der Vergangenheit nicht bekommen haben – vielleicht Liebe oder Bestätigung.
  2. Grenzen setzen: Du musst lernen, gesunde Grenzen zu setzen, auch wenn es schwer fällt. Lass dich nicht länger von Manipulation oder Missbrauch leiten. In einer gesunden Beziehung ist es völlig normal, sich abzugrenzen und Raum für sich selbst zu nehmen. Setze klare Grenzen für dein Wohlbefinden und lerne, dich selbst zu schützen.

  3. Selbstwert und Unabhängigkeit aufbauen: Du bist genug, so wie du bist. Und du verdienst eine Beziehung, die dich unterstützt und in der du du selbst sein kannst. Trauma Bonding kann nur dann überwunden werden, wenn du deine eigene Stärke und Unabhängigkeit wiederfindest. Arbeite an deinem Selbstwert und erkenne, dass du nicht in einer toxischen Beziehung bleiben musst, um Liebe zu erfahren.

  4. Heilung deines inneren Kindes: Dein inneres Kind könnte der Teil von dir sein, der noch immer nach Liebe und Anerkennung in ungesunden Beziehungen sucht. Heilung beginnt dort, wo du diesen Teil von dir anerkennst, ihm Liebe gibst und ihm hilfst, die Wunden aus der Vergangenheit zu heilen.

  5. Professionelle Unterstützung suchen: Manchmal ist der Weg zur Heilung nicht allein zu bewältigen. Eine Therapeutin oder ein Coach, der dich in deinem Heilungsprozess begleitet, kann dir helfen, die inneren Wunden zu heilen und den Kreislauf des Trauma Bonding zu durchbrechen.

Fazit

Trauma Bonding ist eine toxische Dynamik, die tief in unseren unbewussten Mustern verwurzelt ist. Doch es ist möglich, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Indem du deine eigenen Bedürfnisse erkennst, gesunde Grenzen setzt und an deinem Selbstwert arbeitest, kannst du den Weg zu gesunden, stabilen und erfüllenden Beziehungen finden. Und am allerwichtigsten: Du bist es wert, Liebe zu erfahren, die dich stärkt und aufbaut – ohne Manipulation und Schmerz.

💛 Wenn du lernen möchtest, eine sichere, erfüllende Beziehung zu dir selbst und anderen zu führen, begleite ich dich gerne auf diesem Weg.

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