Warum vermeidende Bindungstypen nicht für eine Beziehung kämpfen – Und was du dagegen tun kannst
Elif YilmazHast du das Gefühl, dass du in einer Beziehung mit jemandem bist, der vermeidend gebunden ist, und dass diese Beziehung immer mehr auseinanderfällt? Du gibst alles, aber der andere scheint nicht wirklich zu kämpfen oder sich zu engagieren? Du bist nicht allein – es gibt einen klaren Grund, warum vermeidende Bindungstypen nicht immer für die Beziehung kämpfen, auch wenn sie Gefühle für ihren Partner haben. In diesem Artikel erkläre ich dir die vier Hauptursachen, warum vermeidende Bindungstypen sich zurückziehen und was du tun kannst, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ohne dich selbst zu verraten oder in manipulative Muster zu geraten.
Gefühle minus Ängste: Warum der Vermeidende nicht in die Beziehung investiert
Vermeidende Bindungstypen haben oft eine starke Angst vor Verletzlichkeit. Zu Beginn einer Beziehung zeigen sie sich oft von ihrer besten Seite – charmant, präsent und aufgeschlossen. Doch sobald eine tiefere Bindung entsteht und echte Gefühle ins Spiel kommen, aktiviert sich bei ihnen eine Angst, die oft in einem Rückzug endet. Wenn der Bindungstyp starke Gefühle für seinen Partner hat, sagen wir, diese Gefühle sind bei einer Skala von 1 bis 10 bei 9, aber gleichzeitig fühlt er sich von Ängsten, wie der Angst vor Ablehnung oder Verlust, überwältigt – diese Ängste haben einen Wert von 7 oder 8 – dann investiert er nur noch zu einem kleinen Teil in die Beziehung. Das Verhältnis zwischen Gefühlen und Ängsten führt dazu, dass er sich zurückzieht, um sich vor möglichen Schmerzen zu schützen. Die Folge: Der vermeidende Partner zeigt keine Bereitschaft, für die Beziehung zu kämpfen, weil die Ängste den größten Teil seines Handelns bestimmen.
Diese Ängste gehen oft auf tiefe Verletzungen aus der Kindheit zurück, insbesondere auf emotionale Vernachlässigung. Wenn ein Kind nicht die nötige emotionale Unterstützung und Nähe von seinen Bezugspersonen bekommt, bildet es ein inneres Bild von sich selbst als nicht wertvoll oder nicht liebenswert. Dieses Bild bleibt im Unterbewusstsein verankert und beeinflusst das Verhalten in späteren Beziehungen. Wenn der vermeidende Bindungstyp sich einem anderen Menschen näherkommt, kann diese alte Angst vor Zurückweisung wieder hochkommen, was ihn dazu bringt, sich emotional abzuschotten.
Die Vorstellung, dass Beziehungen „immer einfach sein sollten“
Vermeidende Bindungstypen haben oft die Vorstellung, dass eine gesunde Beziehung immer einfach und konfliktfrei sein sollte. Diese Erwartung entsteht aus einem Gefühl der gelernten Hilflosigkeit. Wenn jemand in seiner Kindheit nie gelernt hat, Konflikte auf gesunde Weise zu lösen oder seine Bedürfnisse auszudrücken, wird er in späteren Beziehungen ebenfalls Schwierigkeiten haben, Konflikte produktiv anzugehen. Für den vermeidenden Bindungstyp fühlt sich Konflikt als Bedrohung an, die das ideale Bild einer „perfekten“ Beziehung zerstören könnte. Deshalb vermeiden sie Konflikte und Rückmeldungen und halten die Beziehung eher auf einer oberflächlichen Ebene, um sich nicht der unangenehmen Wahrheit stellen zu müssen.
Fehlende Fähigkeit zur Co-Regulation: Warum der Vermeidende Schwierigkeiten hat, Bedürfnisse zu teilen
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Unfähigkeit zur Co-Regulation. In einer sicheren, stabilen Beziehung sollte es möglich sein, gemeinsam mit einem Partner emotionale Bedürfnisse zu regulieren. Das bedeutet, dass beide Partner in der Lage sein sollten, die Bedürfnisse des anderen zu erkennen und darauf zu reagieren – sei es, um Unterstützung zu bieten oder emotionale Nähe zu schaffen. Doch für den vermeidenden Bindungstyp ist diese Form der emotionalen Austauschbarkeit schwierig. Er hat oft nicht gelernt, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren, geschweige denn, die Bedürfnisse seines Partners anzuerkennen. Stattdessen lebt er häufig in der Überzeugung, dass er alles alleine bewältigen muss und dass er niemandem vertrauen kann, um ihm emotionalen Beistand zu leisten.
Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung, in dem der vermeidende Partner von seinem mitfühlenden Partner viel Fürsorge erhält, aber diese Fürsorge nicht als „gelerntes“ Geben und Nehmen wahrnimmt. Der vermeidende Partner fühlt sich dadurch nicht wirklich unterstützt, weil die Unterstützung nicht in einer Form angeboten wird, die er als nützlich empfindet. Dies kann zu einem Gefühl der Leere oder zu Entfremdung führen.
Die Tendenz zur Fehlerfindung: Ein Schutzmechanismus gegen Verletzlichkeit
Ein häufiges Verhalten von vermeidenden Bindungstypen ist die Fehlerfindung. Sobald sie eine emotionale Bindung aufgebaut haben und sich verletzlicher fühlen, neigen sie dazu, nach Gründen zu suchen, warum die Beziehung nicht funktioniert, um sich vor der Gefahr des Verletztwerdens zu schützen. Sie beginnen, den Partner und die Beziehung zu kritisieren, um sich selbst zu beruhigen. Dies ist ein tief verwurzelter Selbstschutzmechanismus, der aus der Kindheit stammt, in der sie vielleicht das Gefühl hatten, sich emotional selbst retten zu müssen, weil sie von den Eltern keine emotionale Unterstützung erfahren haben.
Durch das Fehlerfinden versuchen sie, sich vor einer erneuten emotionalen Enttäuschung zu schützen. Sie überzeugen sich selbst, dass sie niemanden brauchen, um nicht erneut verletzt zu werden. Diese Tendenz kann in Beziehungen zu einem ständigen Hin- und Herziehen führen – der vermeidende Partner zieht sich zurück, sucht nach Fehlern und beweist sich dadurch, dass er sich selbst versorgen kann, ohne auf andere angewiesen zu sein.
Was kannst du tun, wenn du in einer Beziehung mit einem vermeidenden Bindungstyp bist?
Wenn du in einer Beziehung mit einem vermeidenden Bindungstyp bist und das Gefühl hast, dass die Beziehung auseinanderfällt, gibt es Schritte, die du unternehmen kannst, um die Dynamik zu ändern:
Setze ein Ultimatum: Wenn du merkst, dass du der Einzige bist, der sich für die Beziehung einsetzt, ist es wichtig, ein realistisches Ultimatum zu setzen. Überlege, wie lange du bereit bist, in die Beziehung zu investieren, ohne deine eigenen Bedürfnisse zu opfern. Ein Ultimatum hilft dir, die graue Zone zu verlassen und klare Grenzen zu setzen.
Sprich offen über Konflikte: Viele vermeidende Bindungstypen erwarten, dass Beziehungen immer konfliktfrei sind. Ein Gespräch über die realistischen Erwartungen in Beziehungen und die Bedeutung der Konfliktlösung kann dabei helfen, Missverständnisse zu klären und eine tiefere Kommunikation zu fördern.
Kommuniziere deine Bedürfnisse klar und positiv: Anstatt Vorwürfe zu machen („Du hast nie Zeit für mich“), ist es hilfreich, deine Bedürfnisse in einer positiven Weise zu formulieren. Zeige deinem Partner, wie du dir mehr Nähe wünschst, und schildere, was dir in der Beziehung wichtig ist. Klarheit und positive Formulierungen helfen dabei, dass deine Bedürfnisse gehört und ernst genommen werden.
Fazit
Vermeidende Bindungstypen haben oft Schwierigkeiten, in Beziehungen zu investieren, weil sie tief in sich Ängste und Wunden tragen, die sie vor Verletzungen schützen wollen. Doch mit klarer Kommunikation, realistischen Erwartungen und dem Aufbau von Vertrauen können auch vermeidende Bindungstypen lernen, gesunde und tiefere Beziehungen zu führen. Wichtig ist, dass du deine Bedürfnisse erkennst und achtest, während du gleichzeitig deinem Partner den Raum gibst, sich zu öffnen und zu wachsen.
💛 Wenn du lernen möchtest, eine sichere, erfüllende Beziehung zu dir selbst und anderen zu führen, begleite ich dich gerne auf diesem Weg.
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