Ein vermeidender Bindungstyp verliebt sich in deiner Abwesenheit
Elif YilmazEs passiert oft, dass ein vermeidender Bindungstyp deiner Abwesenheit plötzlich Gefühle entwickelt, die er zuvor vielleicht nicht zeigen konnte. Dies mag überraschend erscheinen, besonders wenn du das Gefühl hast, dass der Abstand zwischen euch eher eine Distanz als eine Nähe schafft. Doch genau das ist der Moment, in dem dismissive Avoidants häufig feststellen, dass ihre Gefühle für dich intensiver werden. Aber warum passiert das? Und was kannst du tun, wenn du in einer solchen Situation bist? In diesem Blogbeitrag gehen wir genau darauf ein.
Warum verlieben sich dismissive Avoidants in der Distanz?
- Gefühle minus Ängste
Vermeidende Bindungstypen kämpfen oft mit tief verwurzelten Ängsten, die aus ihrer Kindheit stammen, in der sie möglicherweise emotional vernachlässigt wurden. Diese Ängste vor Nähe und Bindung hindern sie daran, in einer Beziehung wirklich präsent zu sein. Je mehr Nähe entsteht, desto mehr werden ihre Ängste aktiviert. Sie fühlen sich unsicher, verletzt und gefangen in der Beziehung. Sobald jedoch Abstand und Distanz entstehen, gehen diese Ängste zurück. Es entsteht Raum für ihre Gefühle, da ihre größten Ängste – die Angst vor Verlust und emotionaler Verletzung – nicht mehr im Vordergrund stehen.
In diesem Raum, der durch Distanz geschaffen wird, können die Gefühle für den anderen wieder in den Vordergrund treten. Es gibt keine unmittelbare Bedrohung mehr, keine ständige Konfrontation mit der Angst vor Nähe. Dadurch können sie die Liebe und die Verbundenheit, die sie zuvor möglicherweise nicht vollständig gespürt haben, neu entdecken. Es ist, als ob die Distanz es ihnen erlaubt, ihre wahren Gefühle zuzulassen und zu erkennen, wie viel sie wirklich für dich empfinden.
- Der Schutzmechanismus der Hyper-Unabhängigkeit
Vermeidende Bindungstypler haben oft gelernt, sich emotional unabhängig zu machen, um sich vor Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen. Diese Unabhängigkeit war für sie ein Überlebensmechanismus, um nicht erneut die schmerzhafte Erfahrung zu machen, auf andere angewiesen zu sein und enttäuscht zu werden. In einer engen Beziehung – besonders wenn es um Verpflichtungen und Nähe geht – geraten ihre Ängste in den Vordergrund, und sie ziehen sich zurück, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren.
Doch sobald diese Distanz geschaffen wird, fühlen sie sich sicherer und beginnen, die emotionale Nähe auf eine neue Weise zu erleben. Sie spüren plötzlich, wie gut es tut, sich emotional gesehen und verstanden zu fühlen, ohne sich von ihren eigenen Ängsten überwältigt zu fühlen. Die Abwesenheit bietet ihnen den Raum, sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und zu erkennen, dass sie jemanden wirklich brauchen und lieben – etwas, das sie in der Nähe vielleicht nicht zugelassen haben.
- Limerence – Die Sehnsucht nach unerfüllten Bedürfnissen
Ein weiteres Phänomen, das oft auftritt, ist das sogenannte "Limerence". Limerence beschreibt den Zustand intensiver Verliebtheit oder Besessenheit, der oft dann entsteht, wenn jemand unsere tiefsten, unerfüllten Bedürfnisse anspricht. Für einen vermeidenden Bindungstypen kann das die Bedürfnisse nach emotionaler Anerkennung und Verständnis sein, die in der Kindheit vielleicht nie erfüllt wurden.
Wenn jemand in ihrem Leben diese tiefen Bedürfnisse anspricht und ihnen das Gefühl gibt, wirklich gesehen und verstanden zu werden, können diese ungelösten emotionalen Bedürfnisse zu einer intensiven Verliebtheit führen. Die Distanz zwischen euch lässt diese Sehnsucht nach emotionaler Verbindung stärker hervortreten. Sie fühlen sich nicht nur in ihrer Unabhängigkeit respektiert, sondern auch in ihrer Fähigkeit, sich zu öffnen und diese tiefe Verbindung einzugehen.
Was kannst du tun, wenn du in einer solchen Situation bist?
Wenn du in einer Beziehung mit einem vermeidenden Bindungstypen bist und der Abstand zwischen euch plötzlich zu einer Intensivierung seiner Gefühle führt, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um die Situation zu verstehen und gesunde Entscheidungen zu treffen.
- Gib ihm Raum, aber bewahre deine Grenzen
Wenn du bemerkst, dass der vermeidende Bindungstyp durch die Distanz mehr Nähe zu dir fühlt, ist es wichtig, ihm den Raum zu geben, den er braucht. Respektiere seine Bedürfnisse nach Unabhängigkeit und Freiheit. Gleichzeitig solltest du jedoch sicherstellen, dass du deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar kommunizierst. Eine gesunde Beziehung erfordert, dass beide Partner ihre Bedürfnisse anerkennen und respektieren. Es ist wichtig, dass du dir nicht selbst verlierst, um dem anderen gerecht zu werden.
- Vermeide Manipulation, aber ermutige offene Kommunikation
Es ist verlockend, die Distanz zu nutzen, um eine bestimmte Reaktion zu erzwingen – zum Beispiel, um seine Gefühle für dich wieder zu entfachen. Doch diese Taktiken können die Beziehung langfristig schädigen. Stattdessen solltest du authentisch bleiben und ihn ermutigen, über seine Gefühle zu sprechen, wenn er bereit ist. Schaffe ein Umfeld, in dem er sich sicher fühlt, seine Ängste und Wünsche zu teilen, ohne sich zu verpflichtet zu fühlen.
- Setze auf geduldige Kommunikation und emotionale Unterstützung
Wenn du siehst, dass der Abstand dazu führt, dass der vermeidende Bindungstyp seine wahren Gefühle für dich entdeckt, kannst du ihm emotional zur Seite stehen, ohne seine Unabhängigkeit zu gefährden. Schaffe einen sicheren Raum, in dem er sich gehört und verstanden fühlt, ohne dass du ihn zu etwas drängst. Dies wird ihm helfen, Vertrauen in die Beziehung aufzubauen, ohne dass seine Ängste erneut aktiviert werden.
Fazit
Die Dynamik, dass vermeidende Bindungstypen sich in deiner Abwesenheit verlieben, ist ein faszinierender Prozess, der tief in ihrer Vergangenheit und ihren emotionalen Erfahrungen verwurzelt ist. Die Distanz spielt hier eine Schlüsselrolle, da sie es dem dismissive Avoidant ermöglicht, seine Ängste abzubauen und sich auf seine wahren Gefühle zu konzentrieren. Wenn du in dieser Situation bist, ist es wichtig, deine eigenen Bedürfnisse zu wahren und gleichzeitig Verständnis für die Ängste und Bedürfnisse des anderen zu entwickeln. Nur durch klare Kommunikation und gesunde Grenzen kannst du eine stabile und erfüllende Beziehung mit einem vermeidenden Bindungstypen aufbauen.
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